Home-Office: Freiheit oder Karrierefalle?
Die Arbeit von zu Hause aus kann viele Freiräume bieten, zugleich aber auch ein Hindernis auf der Karriereleiter darstellen. Denn nur wer sich regelmäßig im Unternehmen oder in Online-Konferenzen blicken lässt, hat in der nächsten Beförderungsrunde auch realistische Chancen, um gewünschte Karriereziele zu erreichen. Mitarbeiter:innen mit geringer körperlichen Präsenz werden seltener befördert. Im Home Office (auch Telearbeit genannt) sind auf wichtige Aspekte zu achten, damit der Vorgesetzte den betroffenen Mitarbeiter nicht aus dem Augen verliert. Die Vertrauensbasis spielt bei der auch genannten Telearbeit eine wichtige Rolle – diese gilt es zu schaffen, bevor als „Homeworker“ agiert wird, denn ansonsten kann sich die Zusammenarbeit als schwierig herausstellen. Wie das geht, möchten wir dir in diesem Beitrag näherbringen.
Produktivität und soziale Interaktion im Home Office
Auf den ersten Blick mag das Arbeiten von zu Hause verführerisch wirken: keine mürrischen Kolleg*innen, keine biederen Büroräume, kein erzwungener Small-Talk am frühen Morgen und auch keine ständige Ablenkung durch Zwischenfragen von Vorgesetzten und Co. Was zunächst wie eine perfekte Alternative zum grauen Büroalltag erscheint, ist jedoch nicht unbedingt förderlich für die Karrierechancen innerhalb eines Unternehmens. Verschiedene Studien konnten belegen, dass Mitarbeiter:innen, die in einem Unternehmen wenig Präsenz zeigen, von Führungskräften bei anstehenden Beförderungen gerne übergangen werden.
Dabei wird Home Office von Führungskräften sogar als durchaus produktives Arbeitsumfeld angesehen: Viele Chefs sind davon überzeugt, dass ihre Mitarbeiter:innen von zu Hause produktiver arbeiten als im Büro. Denn im Home Office sind sie ungestört und konzentriert. Die Nachteile, die zu geringeren Aufstiegschancen führen, sind also nicht in der Arbeitsleistung zu finden, sondern resultieren aus der körperlichen Abwesenheit. Wer selten im Büro anwesend ist, hat wenige Möglichkeiten seine sozialen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Denn neben dem Erfüllen von Arbeitsaufträgen, besteht Arbeit auch immer aus zwischenmenschlichen Komponenten, aus sozialer Interaktion und auch aus Small Talk. Selbstverständlich bieten Online-Konferenzen gleichermaßen wertvolle Alternativen zu persönlichen Besprechungen in gewohnter Büroumgebung, jedoch bleiben die sozialen Aspekte und die persönlichen Interaktionen miteinander völlig aus. Um aus der Menge hervorzustechen, müssen Mitarbeiter:innen im Home Office also grundsätzlich noch mehr leisten, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Gang zum Nachbarsbüro ist einfacher erledigt, als Arbeitskolleg*innen am Telefon zu erreichen – Wir sowieso nicht abgehoben, stellt sich die grundsätzliche Frage in den Raum, überhaupt noch einmal zu probieren, anstatt die Entscheidung nicht aus Eigeninitiative zu treffen – die Hemmschwelle sinkt! Möchte ein Unternehmen ein funktionierendes Home Office betreiben, sollte ein starker Fokus auf die bleibende bestehende Teamarbeit ausgerichtet werden. Auch die Organisation von regelmäßigen Calls ist essenziell für den Erfolg und das entsprechende Miteinander!
Die wesentliche Vertrauensbasis bei beruflicher Heimarbeit
Warum sich dennoch viele Arbeitgeber gegen die Einführung von Home Office stellen, ist zu recht die mangelnde Möglichkeit von Kontrolle und fehlendem Vertrauen. Besteht das nötige „Über-Vertrauen“ gegenüber den Mitarbeiter:innen nicht zu 100 %, wird sich das Verhältnis samt Zusammenarbeit als sehr schwer herausstellen und auch dem Vorgesetzten Tag für Tag ein schlechtes Gefühl übermitteln. Der Verantwortliche wird an unüblichen Zeiten um ein Update eines Projekts fragen, oder auch die Mitarbeiter:innen telefonisch kontaktieren – dieses Verhalten signalisiert wiederum dem Angestellten eine mangelnde Wertschätzung. Du merkst schon, es ist eine Art Teufelskreis, der auf lange Sicht mit schlechten Handlungen enden kann. Ein gegenseitiges Vertrauen ist das A und O – steirerjobs.at hat die nötigen Tipps, um eine funktionierende Zusammenarbeit, ganz ohne physische Anwesenheit, zu ermöglichen:
(1) Tages- oder Wochenpläne mit Etappenzielen erstellen: Nicht nur ein Projektende sollte definiert werden, sondern auch eine Reihe an Etappenzielen, welche mit den verantwortlichen Arbeitskolleg*innen ausführlich besprochen werden. So bleibt ihr sozial vernetzt und jeder weiß voneinander, dass fleißig gearbeitet wird. Nicht nur für die Vorgesetzten ist das eine positive Bestätigung, sondern auch für die funktionierende Zusammenarbeit in gleicher Ebene handelt es sich bei derartigen Besprechungen um ein bedeutsames Gefühl, nicht alleine zu sein.
(2) Fixierte Online-Konferenzen organisieren: Am besten werden Jour Fix Termine (… ist ein in einer kleinen Gruppe von Personen fest vereinbarter, regelmäßiger wiederkehrender Termin) in geregelten Abständen fixiert und verlässlich abgehalten. Dafür eigenen sich Outlook-Serientermine sehr gut, damit die Wichtigkeit nicht aus den Augen verloren geht. Ein Mitarbeiter ist für das Protokoll und für die anschließende Zusammenfassung zuständig, dass auch alle beschlossenen Punkte nochmals an alle Mitwirkenden ausgespielt werden können. Auch innerhalb dieser Konferenzen werden den Teilnehmer:innen verdeutlicht, dass jeder seinen Teil leistet, bzw. zu leisten hat.
(3) Projekt Updatenachrichten: Es stand schon längere Zeit keine Online-Konferenz mehr am Plan? Dann informiere doch Vorgesetzte oder Projektleiter:innen über den Stand der Dinge. Welche Aufgaben du in der jeweiligen Woche bewältigt hast und welche für die Zukunft anstehen. Vielleicht hast du ja sogar eine neue Idee zur Umsetzung parat! Zeige deine Initiative und dass du auch von zu Hause aus für deinen Beruf brennst.
(4) Soziales Engagement regelmäßig mit Anrufen unterstreichen: Auch ohne wichtigen Gesprächsstoff sollte das soziale Miteinander nicht zu kurz kommen. Ein kurzer Anruf bei Arbeitskolleg*innen für einen Small Talk kann nie schaden. Unterstützt euch gegenseitig, das hat definitiv nicht immer mit physischen Aufgaben zu tun, sondern auch ein seelischer Beistand ist essenziell für ein positives Arbeitsklima.
(5) Die Routine einhalten: Tatsächlich ist es gerade zu Beginn von einem Home Office eine Herausforderung eine Routine zu entwickeln, oder besser gesagt, sie zu halten. Dennoch sollte sich bei der Heimarbeit nichts ändern, was ein strikter Tagesablauf betrifft. Starte morgens immer um dieselbe Zeit, stelle dir einen Wecker und fahre deinen Computer oder Laptop pünktlich hoch. Bis dahin sind beispielsweise Küchenarbeiten und/oder Wäsche waschen erledigt, bzw. nebensächlich! Das sind definitiv keine Prioritäten während der Arbeitszeit. Ebenfalls die Pausen sollten in fixierten Etappen erfolgen. Von dieser Routine können auch gerne deine Arbeitskolleg*innen oder dein Vorgesetzter erfahren, das zeigt von Ernsthaftigkeit und an Interesse, dass du dein Engagement gegenüber der Arbeit ausdrücken willst. Aber noch viel wichtiger, du nichts zu verbergen hast!
(6) Den Arbeitsplatz im Home Office entsprechend gestalten und einrichten: Funktionsfähige Geräte und ein leistungsstarkes Internet sind das A und O bei der Heimarbeit, ebenfalls das störungsfreie Telefonieren wird vorausgesetzt. Neben den Pflichtgegenständen sollte es an Schreibware und vielleicht an etwas Grün nicht schaden – schmücke deinen Arbeitsplatz mit einer kleinen Pflanze oder Bilder.
(7) Ständige (innerhalb gewöhnlicher Öffnungszeiten) Erreichbarkeit garantieren: Sicherlich hast du wöchentlich eine gewisse Zeit abzuarbeiten, in denen deine durchgängige Erreichbarkeit garantiert werden muss. Spreche deine Arbeitsstunden ab und halte dich an diese „Anwesenheit“, denn es kann sehr negativ für Mitarbeiter:innen enden, wenn aufgedeckt wird, dass sie nicht zu Hause sind, sondern eventuellen Freizeitaktivitäten nachgehen.
Am Ende zählt das Ergebnis
Bei in Home Office entstehende Arbeiten zählt nur das Ergebnis, denn vom Weg dahin wird keine weitere Person etwas mitbekommen. Wieviel Zeit für ein Projekt in Anspruch genommen wird oder ob auch Überstunden für das perfekte Ergebnis geleistet wurden. Hingegen bei der regulären Arbeit im Büro kann auch der Entstehungsprozess zur bemessenen Leistung beitragen. Funktioniert ein Arbeitsprozess nicht wie geplant, so steht der Angestellte im direkten Kontakt mit seinem Vorgesetzten und hat immer die Möglichkeit sich zu rechtfertigen oder kann die Gründe für Probleme aufzuzeigen. Arbeiten Mitarbeiter:innen von zu Hause aus, so fehlt dem Chef dieser Erfahrungsaustausch und am Ende zählt nur das Ergebnis. Selbstverständlich kann auch das als Vorteil angesehen werden, allerdings gerade in schwierigen Situationen, in denen es wichtige Entscheidungen zu fällen gibt, würden wir Menschen lieber gegenüber stehen, um gemeinsam den richtigen Weg einzuschlagen.
UNSER FAZIT FÜR DICH
Sollte sich dein Arbeitgeber nun doch für die Alternative Home Office entscheiden, sollte das Problem der sozialen Unsichtbarkeit aktiv angesprochen werden, um etwaige Maßnahmen im Voraus zu treffen. Ein Kommunikationsleitfaden, auch für ein Krisenmanagement aufzustellen, hilft ungemein für eine erfolgsversprechende Zusammenarbeit zwischen Mitarbeiter:innen und/oder dessen Vorgesetzten. Sei immer auf dem neuesten Stand, wann wichtige Meetings anstehen und sorge dafür, dass du in den entscheidenden Momenten anwesend bist. Nutzen die modernen Kommunikationsmöglichkeiten, diese können helfen in ständigen Kontakt mit deinem Vorgesetzten zu bleiben. Schicke zum Beispiel deine wichtigen E-Mails immer morgens, so kannst du deinen Arbeitskolleg*innen eine Art Update geben und ihnen zeigen, dass du Großes von zu Hause leistest. Herrscht nämlich Funkstille, könnte das signalisieren, dass der Fokus im Home Office nicht bei beruflichen Aufgaben liegt.
Abschließend bleibt anzumerken, dass Home Office nicht für alle Berufe gleichermaßen geeignet ist. Entscheiden wird letztendlich immer der Vorgesetzte, ob für deine Stelle die Alternative des Home Office in Frage kommt. Besteht für dich die Möglichkeit der Telearbeit, so solltest du dir über die Vor- und Nachteile Gedanken machen.
Das Team von steirerjobs.at wünscht viel Erfolg!